Wenn ich mir überlege, wie viele Lager ich als Lehrer hier an der Sek schon durchgeführt habe, kommt eine Zahl nahe 40 raus! Und jetzt soll ich über das jüngst vergangene in Scuol einen kleinen Bericht für die Homepage schreiben?
Was macht genau dieses Lager besonders? War doch bloss eines von vielen!? Dann nehmen wir doch einfach einen Schüler und lassen ihn fröhlich vom Lager schreiben. Und lesen hier als Chronologie: Am Montag mussten wir ganz früh auf dem Gemeindehausplatz sein, denn wir fuhren bereits um 0600 Uhr Richtigung Scuol los. … Und dann … und dann ... und dann kamen wir müde aber glücklich wieder zu Hause an! - Nein, das würde der Woche nicht gerecht. Nein, ich möchte diesen Platz auf der Homepage nutzen, um zu danken!
Danken zum ersten der Schulbehörde, die ob der positiven Seiten der Lager nie die Frage stellt, ob sich so ein Lager lohnt. Denn sie sind teuer, ziemlich sehr teuer. Aber die Gewinne auf der menschlichen Seite sind so astronomisch hoch, dass so ein Gedanke gar nicht auftauchen kann.
Danken zum zweiten den Eltern, die uns ihre Kinder für eine Woche anvertrauen. Das ist nicht selbstverständlich, stelle ich doch fest, dass es für Eltern zunehmend schwerer wird, ihre Kinder auch nur für eine Woche 'loszulassen'.
Danken zum dritten und vor allem den Schülerinnen und Schülern, die sich auf diese Woche eingelassen haben. Wir hatten nicht immer gute oder sehr gute Verhältnisse auf den Pisten. Es gab auch Nebel, leichten Schneefall, diffuses Licht, zu hohe Temperaturen mit entsprechenden Nassschneehaufen auf der Piste. Trotz all dem - und da schreibe ich jetzt von direkten Erfahrungen mit den Skianfängern, die Nicole Ziegler und ich gemeinsam betreuten - war immer tolle Stimmung. Man wollte lernen, Fortschritte machen. Und es wurde geübt: anstemmen, Gewicht verlagern, 'laufen lassen', bremsen, hoch - tief, aufsteigen, abrutschen … Wunderschön zu sehen und zu erleben, wie rasch und wie anhaltend Fortschritte gemacht wurden. Der Zauberteppich beim Übungshängli wurde bald nicht mehr gebraucht, und alle liessen sich vom 6-er-Sessel auf Schlivera transportieren. Knapp dreihundert Höhenmeter Unterschied! - Schaff ich das? Das ist doch viel zu steil! Worauf hab ich mich eingelassen?! 'I will wieder hei!!' - So vielleicht haben einige gedacht, aber es ist gut gekommen! Sehr gut sogar! Denn wir haben die ersten Kilometer ganz langsam, klar geführt und gut instruiert hinter uns gebracht. Und wir Leiter konnten es an den strahlenden Gesichtern sehr gut sehen: Stolz waren sie, auch wenn man sich manchmal überwinden und anstrengen musste (oder vielleicht gerade darum).
Nach und nach eroberten wir das ganze Skigebiet und schafften es am Donnerstag - mit der professionellen Hilfe von Reto Steinemann - mit dem Schlepplift sogar auf den höchsten Punkt des Skigebiets (Champatsch, 2783 müM). Dass nach der Abfahrt auf der roten Piste dann auch noch eine schwarze dran glauben musste, war klar: Sehr konzentriert und der Steilheit wegen mit grossen weiten Bogen bezwangen alle Piste 21 vom Mot da Ri runter souverän und problemlos! Wenn ich schon vorher von strahlenden Augen und so geschrieben habe, müsste ich jetzt noch viel mehr steigern.
Leider erlebten wir trotz aller Vor- und Umsicht einen Unfall: Auf der Fahrt zum zweiten Lauf des Skirennens stürzte Besjana wegen dichten Nebels in den Tiefschnee neben der Piste und verletzte sich am Knie. Aber - trotz Rettungsschlittenfahrt und Operation - lacht auch sie schon wieder!
Als kleine aber bezeichnende Anekdote möchte ich festhalten: Mittwochnachmittag 1555 Uhr, 20 Höhenmeter über der Bergstation Motta Naluns stehen alle, schön am Pistenrand aufgereiht, und hören mir zu: 'Leute, traurige Nachricht! Jetzt fahren wir mit der Gondel nach unten zum Kuchenessen, jetzt ist fertig mit Ski fahren!' Darauf Anes: 'Aber morn scho wieder, oder!!?'
Danken zum Schluss allen Erwachsenen, die ihren aktiven Beitrag zum guten Gelingen des Lagers geleistet haben: Susanne Müller als umsichtige, nicht aus der Ruhe zu bringende Spitzenköchin; Ueli Steinemann (ja, genau: der Bruder..), der zu jeder Situation aus seinem reichen Erfahrungsschatz beitragen konnte; Florence Schiffmann, die auch in schwierigen Situationen ganz ruhig, klar und empathisch blieb; Lea König, die ihr erstes Lager als Skigruppenleiterin super souverän absolviert hat; Andreas Schneider, der mit seiner ruhigen aber klaren Art einmal mehr eine verlässliche Stütze war; Reto Steinemann, von dem alle (auch die Leiter) von seinen menschlichen und skitechnischen Kompetenzen sehr viel profitieren durften; Nicole Ziegler, die sich auch als Skileiterin mit Geduld und gut umsetzbaren praktischen Tipps ausgezeichnet hat; Darko Bostic, der als Hausvater mit Umsicht und Ruhe unendlich viele, häufig kleine, aber zeitraubende Dinge zu tun hatte und zum Schluss: Gregor Kohler, der immer alle Fäden in der Hand hatte, fürs Personal und den Sportbetrieb verantwortlich war und immer wieder alle mit seinem Lachen ansteckte.
Danke allen!
Bruno Sutter