Natürlich heisst sie nicht Matilda. Aber Matilda bedeutet «Kämpferin» und genau von einer solchen handelt es hier.

Matilda besucht den 2. Kindergarten in Gottlieben. Sie ist die Kleinste in ihrem Jahrgang. Ja, sogar eine der Kleinsten in der ganzen Klasse.

Regelmässig springen wir in der Pause mit dem grossen Springseil. Im ersten Jahr schaute Matilda regelmässig zu und meinte nur: «Wenn ich gross bin, kann ich das auch.» Probieren wollte sie es auch, nur gelingen wollte es einfach nicht.

So versuchte und versuchte sie es immer wieder. 1x, 2x – wenn es «uns» gut gelang vielleicht 3x. Mehr ging einfach nicht. Da Matilda – wie es ihr Name ja sagt – einen enormen Kampfgeist besitzt, liess sie den Kopf nicht hängen. Und das hat sich ausbezahlt: am Ende des 1. Kindergartenjahrs hatte sie den Dreh raus und konnte regelmässige Sprünge bis in die 20iger schaffen. Wer nun denkt: niedliche Geschichte…

Mathilda blieb dran. «Ich will noch viel mehr schaffen!» Und so übte und übte sie. Als ich ihr dann bei 353 Sprüngen am Stück freudig sagen konnte, dass ich noch nie ein Kindergartenkind hatte, dass so viele Sprünge geschafft hat, dachte ich, dass sie das stolz machen würde. Falsch gedacht – «ich schaffe im Fall auch 1000!»

Und so übte sie (und auch ich und mein Oberarm) weiter. Und dann war es soweit: Matilda sprang und sprang. Als sie ihren Rekord geknackt hat, war es mal wieder ich, die eine Scheissfreude hatte – Matilda sprang weiter. Als sie gegen 500 sprang, legte ich mir im Kopf schon die Erklärung bereit, dass sie die Hälfte von 1000 geschafft habe. Denkste – Matilda sprang und sprang. Unsere Freude am Erfolg (oder war es wohl doch mein mittlerweile überschwängliches Zählen) lockte auch einige der Schulkinder in den Garten. Nun waren alle dabei: «Matilda, Matilda!» Und beim Sprung Tausend jubelte das ganze Schulhaus! «Ich schaff noch mehr» hörte man Matilda bei Sprung 1003.

Mittlerweilen mussten die Schulkinder wieder in den Unterricht, mein Arm hat sich verabschiedet und stellte in den «Ich kann nicht mehr Modus» und Matilda? Die hüpfte und hüpfte. Auf mein mehrfaches Nachfragen, ob wir aufhören sollen sagte Matilda nur: «Warum!?! Es geht doch!»

Ich könnte noch über die unzähligen Versuche meinerseits schreiben, in denen ich versucht habe Matilda zu überzeugen – keine Chance.

Mein Arm und ich jubelten innerlich, als Matilda bei unglaublichen 1849 Sprüngen am Stück dann ganz cool meinte: «ok, ich glaub das ist ein neuer Rekord!»

Anhand eines Papierstreifens schreiben wir unsere Rekorde jeweils im Treppenhaus auf. Ihr könnt euch vorstellen, dass auch das Aufhängen ihres Streifend eine Challenge (besonders für meinen Oberarm) war.

Und Matildas Kommentar: «OK – da geht noch mehr!»